Das blinde Licht

 

Romane sind die besseren Sachbücher!
Dieses Buch ist ein ganz verblüffender Sachbuch Roman.

Er schildert das persönliche Erleben von Wissenschaftlern beim Finden von bahnbrechenden neuen Erkenntnissen. Heisenberg, Schrödinger, Grothendieck, Bohr sind die Hauptfiguren, der erste Weltkrieg, der zweite, Hiroshima und Vietnam der zeitliche Rahmen.

„Gott würfelt nicht!“ wütend schlug Einstein mit der Faust auf den Tisch. Es war sein verzweifelter Versuch ein Denken zurückzuweisen, dass nicht sein durfte. Bohr und Heisenberg hatten erfolgreich ihre Quantenmechanik verteidigt und vor der versammelten Physiker Elite 5 Tage lang alle Einwände Einsteins widerlegen können: Im Bereich der Quanten werden Tatsachen erst dadurch geschaffen, dass wir sie beobachten! Untersucht man ein Quantum als photomechanische Welle erscheint es als solche.

„Das blinde Licht“ heißt das Buch über das ich hier versuche zu reden.
Blind, Licht, Blenden, Hellsehen –  in diesem Buchtitel steckt schon sehr viel.
Auch Einsteins blinder Fleck. Da wo Licht ist, ist Erkenntnis.
Zu lange ins Licht geschaut, ist man geblendet.

Der Astrophysiker Schwarzschild beobachtete drei Tage und Nächte lang die Sonne. Danach war sein linkes Auge geschädigt durch einen runden „Sonnenfleck“. Heisenberg und Bohr hatten in ihrer Quantenmechanik gezeigt, dass ein Quantenteilchen unterschiedlich erscheint, schaut man es mit dem rechten oder linken Auge an.

Schwarzschild hat mathematisch nachweisen können, dass, wenn ein Stern seine Energiequelle verliert, dieser zusammenschnurrt: Immer kleiner und kleiner konzentriert sich die Masse, es dringt kein Licht mehr heraus, alle „Natur“gesetze werden aufgehoben. Zukunft und Vergangenheit fallen in eins, wir würden zukünftige Ereignisse erleben. Der Stern wäre ein ewig existierendes Schwarzes Loch. Erkenntnis aus der Dunkelheit!

In einem atemberaubenden ersten Kapitel zeigt Labatut den Weg der Farbe Preussisch-Blau. Sie ist die erste synthetisch hergestellte Farbe.  Das erste Gemälde, das mit ihm gemalt wurde, heißt „Die Grablegung Christi“.
Aus dieser Farbe wurden sowohl Cyankali wie Zyklon B entwickelt.

Das ist atemberaubend erzählt!

Selten hat mich ein Buch derartig in Spannung versetzt wie dieses.
Selten hat mich eines so zum Mitdenken angeregt.

Benjamin Labatut, Das blinde Licht
Suhrkamp, gb., 24 €