Nastassja Martin, An das Wilde glauben
Veranstaltung in Bonn
am 21. Oktober 2021 um 19 Uhr im Institut Francais, Literaturhaus Bonn
Auf einer Hochebene der vulkanischen Kamtschatka Halbinsel, ganz im Osten Russlands, wird die Anthropologin Nastassja Martin von einem Bären angegriffen.
Sie kann ihn mit einem Eispickel in die Flucht schlagen.
Der Bär hat sie schwer verletzt. Er hat ihr einen Teil des Gesichtes weggebissen. Sie wird gerettet und in russischen und französischen Krankenhäusern wieder hergestellt. Äußerlich. Innerlich tobt ein Kampf um ihre Identität dessen Schilderung das Buch sehr spannend macht.
Sie war auf die Hochebene gewandert, um einen klaren Kopf für ihre Forschungen beim Volk der Ewenen zu bekommen. Für diese indigenen Menschen, die nach dem Fall der Sowjetunion beschlossen, wieder in den Wäldern zu leben, sind Träume die Möglichkeit dem Anderen, dem Wilden zu begegnen. Martin hatte immer wieder von Bären geträumt. Jetzt war sie einem begegnet.
Er hatte ihren Körper „geöffnet“ und war jetzt in ihr. Sie hat zwei Notizhefte: das, welches wissenschaftliches Material sammelt, um es später auszuwerten und das Nachtheft, schwarz, das dem spontanen, nicht nachdenkenden Schreiben gewidmet ist. Sie beginnt noch im Krankenhaus sich innerlich neu zu ordnen. Was sie als Wissenschaftlerin zuvor beobachtete und analysierte, die animistische Durchdringung von allem, erfährt sie nun am eigenen Körper. Sobald sie kann, fährt sie wieder nach Kamtschatka zu ihrer „Wahl“-familie, die ihr hilft zu verstehen und zu akzeptieren, was mit ihr passiert ist.
Ein absolut packendes und herausforderndes Buch!
Nastassja Martin, An das Wilde glauben
Matthes&Seitz, gb., 18 €