Gute Bücher

 

Vigdis Hjorth hat das Buch über Familien geschrieben – wie alle sie kennen, die in den 50-ern und 60-ern geboren wurden. “Noch ein falsches Wort”: Das war die Drohung, die mit erhobener Hand ausgesprochen wurde. Hjorth schildert die Auseinandersetzungen, die sich ergeben, als die Eltern ihren 4 Kindern ein Erbe vermachen wollen und zwei der Kinder betrügen. Sehr genau schildert Hjorth die Auseinandersetzungen, die immer weiter gehen und immer mehr verletzen. Stück für Stück entblösst sich ein ganz anderer Kern des Familienkrieges, in dem sich zwei Kinder mit den Eltern solidarisieren und die Lügen mittragen, und zwei Opfer sind und ausgeschlossen werden sollen. Großartig geschrieben,
oft irritierend und sehr nahe gehend.

Fabio Stassi hat einen Protagonisten erfunden, den es noch nicht gab:
einen Literaturtherapeuten. Er empfiehlt bei psychischen Porblemen Bücher.
Aber: Seine Wohnung wird verwüstet, sein Hund ist ohnmächtig (und wacht erst amEnde des Romans wieder auf). Wer droht ihm? Und: ihm werden Morde “vorgeführt”, die aus der klassischen Krimi Literatur bekannt sind.
Das Buch beginnt mit einem ordentlichen Schocker!
Inzwischen gibt es einen zweiten Teil, auch sehr zu empfehlen:
“Die Seele aller Zufälle”
(Eine erstklassige Literaturliste ist dem Roman angehängt.
Mit ihr lassen sich mehrere Urlaube verlesen!)

Nastassja Martin hat ihr Buch “An das Wilde glauben” erweitert.
“Im Osten der Träume” ist eine Untersuchung über die Versuche ewenischer Familien ihr nomadisches Leben in den Wäldern der Kamtschatka-Halbinsel wieder aufzunehmen. Martin lebt zweitweise in den Familien mit. Es beschäftigt sie die Frage, ob das im 20. Jahrhundert zerstörte Leben der Ewenen wieder aufgenommen werden kann. Und könnte nicht die Vorstellungswelt, die damit verbunden ist, Antworten auf die Umwelt- und Klimakatastrophe bereithalten? Diese muss allerdings wiedergefunden und gerettet werden. Das ist ein tolles Buch, das sehr schön Reisebericht und Forschungswissen miteinander verbindet. Nastassja Martin ist Schülerin des Anthropologen von Philippe Descola, der wiederum Schüler von Claude Levi-Strauss war.

Otfried Preussler hat “Krabat” geschrieben. Zehn Jahre hat er daran gearbeitet, zwischendurch den Hotzenplotz erfunden, als Abwechslung. “Krabat” zu schreiben war für Preussler anstrengend, weil er versuchte zu zeigen, wie man der autoritären Verführung und Gefahr widerstehen kann. Selber im Nationalsozialismus verstrickt, hat er mit diesem Buch vorgeführt, dass man sich verändern kann. Das Buch ist unglaublich spannend. Beim ersten Mal mochte ich das Ende nicht lesen, es schien mir zu finster! Das ist es aber gar nicht!
Vertraue Dir selber, Deinen Gefühlen und der Liebe!

Der Künstler Mherdad Zaeri hat den Krabat neu illustriert. Große Klasse! Er selber stammt aus dem Iran und ist mit 14 Jahren nach Deutschland gekommen. “Krabat” war das erste Buch, dass er auf Deutsch gelesen hat.